Mittsommerritt über den Grünen Ring

Schon vor einiger Zeit hatte ich was von der Fahrt über den 2. Grünen Ring (Mehr Infos zum Grünen Ring: https://www.hamburg.de/gruenes-netz/3907110/die-gruenen-ringe/) zur kürzesten Nacht des Jahres im Internet und bei Facebook gelesen. Dann hatte Lars Jessen eine Veranstaltung bei Facebook eingestellt und ich hatte mal loses Interesse bekundet.

Jetzt war schon der 21.6. – Mittsommer – die kürzeste Nacht des Jahres steht vor der Tür. Auf der Arbeit relativ ruhig, da in einigen Bundesländern Brückentag ist aufgrund von Fronleichnam, da beginnen die Gedanken zu kreisen. Ist das schaffbar? Bist Du fit genug? Welches Rad? Wie kommt man mitten in der Nacht von Teufelsbrück zurück nach Finkenwerder? Wie lange werde ich wohl brauchen und welche Fähre ist dann die richtige? Ist eine Rückfahrt durch den alten Elbtunnel eine Option?

Nightride auf unbekannter Strecke hab ich noch nie gemacht, bislang immer nur auf bekannten Strecken im Dunkeln unterwegs gewesen. Im Wald bei Nacht schon über 20 Jahre nicht mehr. Reicht das Licht am AWOL dafür aus?

Nach kurzer Diskussion mit der besten Ehefrau von Allen den Status bei Facebook von „interessiert“ auf „nimmt teil“ geändert (das geht viel zu schnell und viel zu einfach…). Dann angefangen, meine Siebensachen zusammen zu packen. Lenkertasche oder Satteltasche? Reichen für unterwegs Weste, Armlinge, Knielinge und eine kurz/kurz-Montour? Sicherheitshalber noch eine Regenjacke eingepackt – gute Idee, auch wenn es die ganze Zeit trocken geblieben ist. Wettervorhersage gecheckt und Hundegitter ausgebaut, damit ich das Rad im Kofferraum transportieren kann.

Dann war es auch schon halb 9 und ich hab mich von der Familie verabschiedt und auf den Weg nach Finkenwerder gemacht. Noch kurz Tanken, Verkehrslage checken und auf die Autobahn.

Gegen halb 10 dann am Treffpunkt im Rüschpark eingerollt, die ersten Mitfahrer schon da. Viele neue Gesichter mit bekannten Namen – Schön Euch alle mal „live“ gesehen zu haben.

Sonnenuntergang im Rüschpark

Den Sonnenuntergang im Rüschpark genossen und dann kurz vor der geplanten Zeit auf den Weg gemacht. Im zügigen Ritt durch Finkenwerder, schon an der ersten Ampel froh, kurz durchschnaufen zu können. Entlang der „neuen“ Umleitungsstrecke wurde es mir schon das erste Mal zu schnell – das kann ja heiter werden.

Zügig war die B73 über breite Schotterwege, guten Asphalt und den ersten „Singletrail“ mit viel Gestrüpp erreicht, einmal durch schnaufen und dann in den schwersten Anstieg des Tages. Gut, dass ich mit 28/32 unterwegs war, mit 34/32 wäre die Schiebepassage deutlich länger ausgefallen. Aber – für mich zu diesem Zeitpunkt beruhigend – ich war nicht der letzte/langsamste in der Runde. Das sollte sich später leider ändern…

Im Harbuger Stadtpark am Außenmühlenteich war ich das erste Mal erstaunt, wieviel in dieser Nacht in Hamburg los war. Viele Spaziergänger, viele Gruppen, die sich in den Parks tummelten, viele Partys in den Schrebergärten. Immer freundliche Zurufe (oder ignorieren), nur 1 mal Anpöbeleien, was wir da für einen Mist machen…

Entlang des Neuländer Sees durch die matschigste Passage des Tages durch weitere Schrebergärten zu einem meiner persönlichen Highlights der Nacht: Die Querung der Süderelbe auf dem Radweg direkt neben der A1. Auch wenn es anstrengend war: ein toller Ausblick und ein schönes Gefühl.

Entlang der Deiche im schnellen Ritt nach Wilhelmsburg und Georgswerder, auch hier noch das gute Gefühl, zwar langsam zu sein aber nicht der Langsamste der Truppe. Auch wenn ich zwischenzeitlich das große Kettenblatt nicht mehr nutzen konnte (ich dachte zuerst: Schaltzug gerissen) und auf dem kleinen Blatt mit 28/12 ordentlich kurbeln musste, um dranbleiben zu können im Flachen.

Leider haben sich die beiden langsameren Mitfahrer in Veddel ausgeklinkt – kurz drüber nachgedacht, ob das auch für mich eine Option ist. Aber nein, es läuft ja ganz gut und bis Allermöhe wirst Du bestimmt mithalten können. Das war heimlich als Zwischenziel gesetzt. Auf Entenwerder wenigstens mal ein kurzes Stück über bekanntes Terrain rollen (dem Hansegravel sei dank!). Ein Mitfahrer, der auf der Elbbrücke noch hinter mir war, war „verschwunden“, hatte sich aber über Facebook „abgemeldet“. Jetzt hatte ich endgültig die rote Laterne.

Die Zwangspause durch Sebastians Plattfuß auf dem Sperrwerk Billwerder Bucht dankbar angenommen, um mal durchschnaufen zu können. Und da auch endlich mal wieder Zeit gehabt, ein Foto zu schießen. Fotos wirds von dieser Tour nicht so viele geben.

Im schnellen Ritt ging es entlang des Deichs in Richtung Allermöhe – Halbzeit greifbar! Dort habe ich dann irgendwann den Kontakt zur Gruppe verloren und auch den Track aus den Augen verloren, daher etwas „abgekürzt“ und nicht den Eichbaumsee umrundet sondern auf der Pussy-Lane direkt zur Tankstelle. Trotzdem waren die anderen vor mir dort.

Mein Garmin war mittlerweile bei deutlich unter 50% Akku-Ladung, obwohl ich die ganze Zeit ohne Beleuchtung gefahren bin und nur mal kurz das Licht angemacht habe zur Orientierung. Ersatz-Akkus hatte ich zwar zu Hause bereit gelegt aber wohl in der Lenkertasche vergessen. Also neben Essen und Trinken auch noch mit Batterien eingedeckt. Zum Glück bekommt man ja AA-Batterien fast überall. Macht schon Sinn so ein GPSMap-Gerät. Gebraucht hab ich die Batterien übrigens nicht, da ich im „Blindflug“ den anderen hinterher gefahren bin und nur selten mal aufs Navi geschaut habe.

Nach längerer Pause gings dann weiter im wilden Ritt der Gruppe. Durch die Boberger Niederung mit einem sehr „abenteuerlichen“ Weg, wenn ich mich noch richtig erinnere. Landschaftlich beeindruckt hat mich dann etwas später der Öjendorfer Park mit dem Öjendorfer See. Auch wenn es „dunkel“ war. Zur linken der See, in dem sich der Mond spiegelt, zur Rechten Wiesen und in der Ferne der Wald und vor mir viele Rücklichter und Scheinwerferkegel wie auf einer Perlenkette aufgereiht. Und der Abstand zum letzten Rücklicht wird immer größer, bis es irgendwann hinter einer Biegung verschwindet und ich völlig allein durch die Dunkelheit rolle. Da hab ich mich schon gedanklich darauf eingestellt, den Rest der Runde alleine durch die Nacht zu rollen und mich gefreut, die Batterien gekauft zu haben. Am Ende des Parks die Überraschung: Alle warten auf mich und nach kurzer Pause geht es weiter.

Eine Mischung aus Erleichterung, Dankbarkeit und Angst zu nerven/zu sehr zu bremsen macht sich breit…

Irgendwo in den folgenden Schrebergärten zwischen hier und Flughafen (ich habe keine Ahnung, wo wir alles langfahren und mittlerweile völlig die Orientierung verloren, halte die A24 für die A7 etc.) erwischt es mich. Der Weg wird schmaler und schmaler unf völlig unerwartet zieht mir eine Bromber-Ranke quer durchs Gesicht. Die Streifen werde ich noch eine Weile mit mir herumtragen – Mann, brennt das! Zum Glück hat es nur das Augenlid erwischt.

Im Links- Rechts- Gewusel wird es immer wichtiger, das letzte Rücklicht vor mir nicht aus den Augen zu verlieren. Oft fährt noch ein Ortskundiger hinter mir (Danke Harald, Danke alle!), der mir den Weg nennen kann. Nach und Nach verabschieden sich die ersten Fahrer und machen sich auf den Weg nach Hause, wenn sie in der Nähe vorbei kommen. Am Flughafen vorbei, durchs Niendorfer Gehege kommen wir langsam in Regionen, wo ich zumindest schon mal war.

Im Volkspark dann nochmal richtige Quälerei, Wo kommt nur dieser Hügel her? Zum 2. Mal heute muss 28/32 herhalten, aber irgendwie schaffe ich es, ohne umzufallen und ohne abzusteigen mich hoch zu quälen. Hinterm Volkspark verabschiedet sich auch Harald, sodass wir zu sechst die letzten KM in Angriff nehmen. Um kurz vor 4 rollen wir am Zielpunkt in Teufelsbrück ein. Was für eine Erleichterung – Geschafft! Und sogar mit der Gruppe angekommen und nicht alleine als „Treibholz“ durch die Nacht getrieben.

So dicht und doch so fern… Neben dem Hochhaus steht mein Auto!

Sebastian und ich haben unsere Autos in Finkenwerder geparkt. Bis zur ersten Fähre in Teufelsbrück sind es 2,5 Stunden, also beschließen wir, mit den anderen entlang der Elbe nach Övelgönne zu fahren. Dort wird die erste Fähre ca. 1 Stunde früher fahren. Leider geht die Rechnung nicht ganz auf, die erste Fähre kommt am Samstag um 5:56, wir hatten 5:35 im Kopf (das ist Abfahrt an den Elbbrücken). Also haben Sebastian und ich knappe 2 Stunden, um uns auf dem Anleger auszuruhen. Mit der Zeit wird es aber ganz schön frisch. Die Sonne geht zwar auf, erreicht aber den Ponton am Nordufer erst kurz vor Abfahrt der Fähre.

Selten so gefreut, dass eine Fähre kommt (auch wenn diese in die falsche Richtung fährt).

Um kurz nach 6 sind wir dann in Finkenwerder, ich zeige Sebastian den Weg zu seinem Auto (trotz Wochenmarkt zum Glück (noch) nicht abgeschleppt). Alleine fahre ich zurück zum Rüschpark zu meinem Auto. Packe meine Sachen ein und fahre zurück nach Hause. Unterwegs noch Brötchen holen und pünktlich um 7 zu Hause bei den Lieben. Alle schlafen noch…

Danke an alle Mitfahrer fürs Mitnehmen und fürs warten! Lars, danke für die Idee und die Durchführung.

Tanja, Danke, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte!

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