Die zweite Nacht war deutlich besser. Trotzdem bin ich früh wach – komme aber leider erst ab 7 Uhr an mein Rad ran und Frühstück soll es erst um 8 geben. Das ist mir zu spät! Also pünktlich um 7 um Herausgabe des Rades bitten, auschecken, beladen und los.
Leider hat der angepriesene Bäcker auf der anderen Straßenseite auch noch geschlossen, also muss es auch ohne Frühstück auf die ersten KM gehen. Zurück Richtung Track: Straße gesperrt wegen Bauarbeiten – ich mogel mich mal durch. Am Bahnhof ein Beinahe-Zusammenstoß eines Zuges mit Vater und Tochter auf Rädern, weil man ja eben schnell noch durch die erste schließende Schranke durch muss. Gutes Vorbild für die ca. 13-14 Jährige!
Nach ein paar KM im Wald erstmal ein Frühstück eingelegt mit dem, was die Packtaschen so hergeben. Ein bisschen Studentenfutter und ein Riegel müssen auch mal reichen.
Es ist kühl, die Feuchtigkeit des Regens der letzten Nacht liegt noch in der Luft. Wasser tropft noch von den Bäumen – herrliches Radfahr-Wetter für mich! Die Sandwege sind dadurch teilweise etwas fester und besser fahrbar. Aber nur teilweise… Vielleicht liegt es auch an meinen nicht vorhandenen Kräften, dass ich auf Sand trotzdem viel schiebe.
In Parkentin am Bäckerwagen genehmige ich mir ein erstes richtiges Frühstück und nehme auch gleich noch ein bisschen Verpflegung mit auf den Weg – LECKER!
Über wunderschöne Wege ist bald Rostock erreicht. Am Zoo führt mich der Track einmal in die Irre – GPS Empfang scheint durch die nassen Bäume etwas beeinträchtigt. Nachdem ich einige „leicht“ angetrunkene Hansa-Fans in der Südstadt erfolgreich umkurvt habe und mich dabei gefragt habe, ob diese auf dem Rückweg von einem Spiel am Freitag abend oder auf dem Hinweg zu einem Spiel am Samstag Nachmittag waren, genehmige ich mir ein drittes Frühstück. Essen ist wichtig!
Am Bahnhof brauche ich einen Moment, bis ich begreife, dass der Track DURCH den Bahnhof führt. Ich habe ein paar Minuten eine Unterführung links und rechts vom Bahnhof gesucht.
In der Altstadt werde ich von einem Passanten angesprochen, ob ich den Hansegravel fahre. Leichtes Erstaunen meinerseits, dass er die „Veranstaltung“ kennt wird damit beantwortet, dass einige seiner Bekannten wohl auch hier unterwegs sind – angenehm!
Noch angenehmer ist es, als ich Rostock endlich wieder verlassen kann. Mit jedem Tag genieße ich die Einsamkeit und die Ruhe mehr. Bis dahin gibts noch ein paar Erheiterungen. Radwege mit angeblich 12% Gefälle, wo man bitte aufgrund des Gefälles absteigen möge. Wenn das 12% sind möchte ich nicht wissen, was wir an anderen Stellen gefahren sind. Abgestiegen bin ich jedenfalls nicht. Beim Queren der B105 vor Häschendorf dann der nächste Nerv-Punkt: Die Fußgängerampel hat auf meine Signal-Anforderung trotz mehrfacher Betätigung ignoriert. Also so durch den dichten Verkehr quer über die Bundesstraße gewurschtelt.
Zwischen Mönchhagen und Rövershagen mit Blick auf Karls Erlebnishof noch ein Frühstück eingeschoben und darüber sinniert, warum so viele Auswärtige über diese kleine Nebenstraße rasen müssen. Und wie man aus „Nichts“ so einen Anziehungspunkt machen kann. Diesmal hatte ich immerhin keine Kinder dabei, denen ich einen Besuch bei Karls Erlebnishof ausreden musste. Die Erdbeeren sind leider noch nicht reif, das wäre auch ein schönes Frühstück gewesen.
Dann wird es endlich wieder ruhiger. Quer durch die Rostocker Heide nach Gelbensande. Mitten im Wald treffe ich Gerhard, der für die Nacht in einer Betonröhre Zuflucht vor dem Gewitter gesucht hat. Mitten im Wald. Respekt!
Heute ist für mich der Tag der unterschiedlichen Betonplatten. Immer wenn ich denke, dass ich alle Arten von Betonplatten und alle Auslegearten kenne kommt hinter der nächsten Kurve garantiert eine andere Art Betonplatten oder eine neue Auslegeart. Sensationell! Vor allem auch, wie unterschiedlich gut oder schlecht sich die unterschiedlichen Platten- und Verlegearten fahren lassen.
Auch gibt es neben dem schon erwähnten nassen Sandwegen heute richtige Matsche, richtige Ackerpampe. Da zeigt sich mal wieder, dass die Idee mit den Schutzblechen nicht so gut war. Dazu später aber noch mehr.
Nach über 5 Stunden Fahrt und erst 55 km auf dem Tacho erreiche ich Ribnitz-Damgarten. Am Hafen ist es Zeit zum Mittagessen. Zeit braucht man hier wirklich. Und zwar viel davon. Über 30 Minuten benötigt man für ein einfaches Gericht wie Fish & Chips. Aber wenigstens lecker wars!
Zum Glück ging es direkt wieder auf kleinen Nebenwegen aus der Stadt heraus. Kurz nach Damgarten kam dann ein weiteres Highlight aus der Kategorie: Der Mensch ist ein Herdentier. Der Track ließ vermuten, dass der Weg über eine Wiese führt, statt über den parallel 3 m tiefer liegenden Weg. Die Fahrspur über die Wiese war eindeutig Graveler-Machart. Also ab über die Wiese, vielleicht geht ja der Weg in eine ganz andere Richtung und dort kann man nicht wieder zurück… Nach ca. 500 m endet der „Wiesenpfad“ wieder ganz profan auf dem Feldweg. Der Track ist der Track ist der Track…
Hinter Dettmansdorf läuft es dann richtig gut. So gut, dass ich den Abzweig des Tracks verpasse und dies erst nach mehreren 100 Metern merke. Also zurück, natürlich Bergauf und mit Gegenwind.
Diese Episode erinnert mich auch an den Wechsel des Tracks nach 200 km Gesamtstrecke. Auf einmal ist auf meinem Navi kein Track mehr zu sehen! Ich halte an, fahre 1 km zurück, um dann festzustellen, dass ich weiterhin auf dem Track war, nur das Trackende erreicht war. Mir fehlt da anscheinend eindeutig die Erfahrung…
Die schlammigen Abschnitte werden immer anstrengender, der Schmodder wird pappiger. Während der nasse Sand am morgen nur für etwas Knirschen gesorgt hat setzt sich nun insbesondere das hintere Schutzblech permanent zu. Mehrmals halte ich an, um mit Stöckern das Hinterrad wieder halbwegs freilaufend zu bekommen und die Pampe da heraus zu pulen. Doofe Idee mit diesen Dingern.
Zu allem Überfluss erwische ich dann auch noch einen Ast blöd und blockiere mir das Hinterrad. Zum Glück sind alle Speichen heile und zum Glück ist auch dem Rahmen nichts passiert. Einem anderen Graveler hat es bei einer vergleichbaren Aktion die Carbon-Sitzstrebe zerschlagen. Jetzt schleift nur das Schutzblech entgültig. Streben richten reicht nicht, ein Streben-Ende hat sich unter das Schutzblech gedrückt. Leider habe ich keinen 8er Schlüssel dabei und kann es daher nicht richten. Aber wozu hat man Kabelbinder dabei?
Trotz dieser Bastellösung ist der Abstand jetzt natürlich noch schlechter als vorher und das Schutzblech setzt sich noch schneller zu.
Hinter Stakow mache auch ich ein Foto des anscheinend meist fotografierten Baumes in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Wenn ich mir die anderen Posts so anschaue.
Über wunderschöne Nebenstraßen und Feldwege nähere ich mich langsam Stralsund. Nochmal kurz an der Tankstelle „aufladen“, ein bisschen entlang der B105 rollen und schon ist Stralsund fast in Sicht. Schon von weitem sichte ich das Hotel am Hansedom, welches ich mir am Vormittag gebucht hatte. Schön, ein Ziel vor Augen zu haben.
In Vogelsang gibt es nochmal ein besonders „schönes“ Stück Betonplatten, hauptsache es rappelt… Nach 110 km und 10,5 Stunden rolle ich am Hotel ein und werde an der Rezeption mit den Worten „Wollen Sie etwa auch nach Stettin fahren? So einen Bekloppten hatten wir letzte Nacht schon hier!“ begrüßt.
Zum Ende meiner Tour gibts dann immerhin auch mal ein Störtebeker Bernsteinweizen. Zwar nicht mein Liebing aber doch lecker!
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Link zu Strava: https://www.strava.com/activities/2325865133
Moin,
schöner Bericht! Ich bin gespannt auf den nächsten Teil…
LG aus Bremerhaven,
Björn
Hi Michael,
oha, soviele „Honecker-gedenk-platten-wege“, kennen wir aus der PrerowEcke. Da muss ich doch nich überkegen, das zu machen. Aber Respekt vor deiner großen Leistung.
Grüße,
Burkhard